„Wir wollen am Saisonende oben eingreifen können“

Doppel-Interview mit Teammanager Sascha Greber und Trainer Cristian Tamas

22.10.25

Sascha Greber, Cristian Tamas, der SV Werder hatte sich mit einem sensationellen 3:2 gegen den großen Topfavoriten 1. FC Saarbrücken-TT und Olympiasieger Fan Zhendong in die EM-Pause verabschiedet. Haben Sie dieses „Werder-Wunder" inzwischen schon realisieren können?

Sascha Greber: Die Mannschaft hat gegen Saarbrücken sehr, sehr gut gespielt. Das ganze Team hat vollauf überzeugt. Es war ein Tag, an dem alles für uns gepasst hat, aber das haben wir bei aller Freude auch schon so nach dem entscheidenden Punkt im Doppel realistisch einordnen können.

Cristian Tamas: Der Sieg gegen Saarbrücken ist ein Erfolg der gesamten Mannschaft gewesen. Es sollte nicht untergehen, dass Mattias Falck bei seinem sehr unglücklichen 2:3 gegen Saarbrückens Top-10-Spieler Darko Jorgic ebenfalls eine Weltklasseleistung gebracht hat.

Bremens Sieg gegen Saarbrücken gehört zu den größten Überraschungen in der jüngeren Bundesliga-Geschichte insgesamt. Erinnern Sie sich an Erfolge, die Sie für vergleichbar halten?

Greber: Wir sind wirklich froh, dass die Mannschaft eine so unfassbar gute Leistung gegen Saarbrückens beste Aufstellung gezeigt hat. Man sollte aber bei einer Einordnung dieses Erfolges auch beachten, dass wir erst am Anfang der Saison stehen und es in dieser Phase immer wieder Überraschungen gibt.

Tamas: Es ist tatsächlich so, dass in den ersten Spielen einer Saison gegen gute Mannschaften öfter einfacher ist zu gewinnen. Gegen Ende, vor und in den Play-offs ist ein Sieg schon deutlich schwieriger. Deswegen sind Vergleiche mit großen Siegen eigentlich nicht möglich.

Durch den Sieg steht Ihre Mannschaft an der Bundesliga-Spitze. Hängt die Tabelle schon eingerahmt an den Kabinenwand?

Greber: Es ist schön zu wissen, dass wir oben stehen. Aber durch die Pause für die ganzen internationalen Meisterschaften ist natürlich gerade auch schön, dass wir in diesem Moment, und mehr ist es in dieser Saison nicht, dass wir also in diesem Moment etwas länger oben stehen.

Tamas: Wir müssen uns aber nicht jeden Tag selbst vergewissern, dass die Tabelle gerade aussieht, wie sie aussieht. Aber um auch ehrlich zu sein: Es trainiert sich leichter und einfacher, wenn man Tabellenführer ist, auch wenn es weiter harte Arbeit ist.

Was ist die Tabellenführung zum jetzigen Zeitpunkt der Saison wert?

Greber: Wir können nur immer wieder betonen, dass es wirklich nur eine Momentaufnahme ist. Klar ist aber auch, dass wir die Spiele gegen die Spitzenteams Borussia Düsseldorf, TTC Schwalbe Bergneustadt und nun auch Saarbrücken schon hinter uns und sogar gewonnen haben. Diese Punkte kann uns niemand mehr nehmen, und über einen so tollen Start in die Saison sind wir natürlich sehr froh.

Tamas: Die Ergebnisse und die Tabelle geben viel Selbstvertrauen. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen: Auf uns warten praktisch nur Spiele auf Augenhöhe.

Nach dem Sieg Ihrer Mannschaft gegen Saarbrücken sprachen die Gäste davon, dass der SV Werder ein Kandidat für die Play-offs sei. Ist das ein realistisches Ziel für Ihre Mannschaft?

Greber: Die Saarbrücker standen dabei sicher noch unter dem Eindruck ihrer Niederlage gegen uns. Für mich bleiben Saarbrücken, der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, Düsseldorf und dahinter Bergneustadt die ersten Anwärter auf die vier Play-off-Plätze.

Tamas: Wir wollten in dieser rekordverdächtig ausgeglichenen Liga von Anfang an für möglichst viel Abstand nach unten sorgen, damit uns unter keinen Umständen etwas passieren kann. Insgesamt wollen wir uns im Mittelfeld so festsetzen, dass wir durch sehr gute Leistungen die Chance bekommen können, gegen Ende der Saison oben eingreifen zu können.

Ein Erfolg wie gegen Saarbrücken soll einer Mannschaft in der Regel ja immer zusätzlichen Schwung. Hätten Sie sich atmosphärisch und für den oft zitierten Flow gewünscht, dass die Saison ohne Unterbrechung durch die EM-Pause fortgesetzt worden wäre?

Greber: Wir hätten sicherlich nichts dagegen gehabt, diesen Sieg und die gute Form, in der sich die Mannschaft befindet, gleich mitnehmen und die Saison weiterspiele zu können.

Tamas: Wir genießen auch in den Tagen zwischen den Meisterschaften und unserem Spiel beim TSV Bad Königshofen die lockere Atmosphäre in der Halle. Man merkt, dass jeder gerne zum Training kommt und alle Freude pur fühlen, oben zu stehen.

Im nächsten Spiel müssen Sie mit Ihrem Team in Bad Königshofen beim Tabellenletzten antreten - Schlusslicht gegen Spitzenreiter also. Spiegelt die Tabelle die Kräfteverhältnisse in diesem Spiel angemessen wider?

Greber: Diese krassen Unterschiede wie früher gibt es nicht mehr. Es gibt für uns eigentlich nur Spiele auf Augenhöhe.

Tamas: Das ist ein ganz schwieriges Spiel für uns, denn in dieser Liga ist kein Spiel mehr ein Selbstläufer – wie ja auch unser Sieg gegen Saarbrücken gezeigt hat. Auch Bad Königshofen ist deswegen für uns ein Fifty-fifty-Spiel.

Glauben Sie, dass die kommenden Gegner des SV Werder Ihre Mannschaft nun nicht mehr unterschätzen werden?

Greber: Man kennt uns und unsere Mannschaft ja nicht erst seit dieser Saison. Ich denke, dass uns niemand unterschätzt, alleine weil wir mit Mattias Falck und Kirill Gerassimenko Spieler haben, die an guten Tagen jeden schlagen können.

Tamas: Es sind wirklich alle Mannschaften auf Augenhöhe – jeder kann jeden schlagen.

Sascha Greber, Cristian Tamas – vielen Dank für das Gespräch. (Foto: SV Werder Bremen)

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