Werder II sichert Unentschieden gegen Kirchweyhe II
2. Bundesliga Nord
19.11.25 von Jari Reuker
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Am Sonntag empfingen wir zum dritten Spieltag den SK Kirchweyhe II in den Vereinsräumen der Hemelinger Straße. Während unsere dritte Mannschaft zeitgleich den SV Osnabrück mit 7-1 deutlich bezwingen konnte, stand uns ein umkämpftes Match gegen starke Gegner bevor.
Zunächst wurde schnell bei mir und Oleg klar, dass unsere Gegner mit den weißen Figuren keine großen Ambitionen hegten, und an beiden Brettern wurden im Handumdrehen die Punkte geteilt. Bei mir kam dabei eine amüsante, wenn auch bekannte, Zugwiederholung des Panov-Angriffs aufs Brett:
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Auch Christian gab sich alsbald mit Remis zufrieden. Martin hingegen spielte gegen die polnische Topspielerin IM Klaudia Kulon eine komplexe Partie, in der er eigentlich das Gefühl hatte, trotz schwindender Zeit am Drücker zu sein. Doch dann konfrontierte seine Gegnerin, die deutlich schneller gespielt hatte, ihn in Zeitnot plötzlich mit hübschen taktischen Ideen:
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1.Sh6+!? Kh7?
Hiernach ist die Stellung nur noch mit studienhafter Verteidigung, die auf Inkrement nicht zu finden ist, zu halten. Das einfache 1...gxh6! 2.Tg3 Dxg3 3.hxg3 Txe4 hätte Martin eine unverlierbare Stellung beschert. Nach 1...Dxh6? 2.Dxf7+ Kh7 3.Dxe8 hat Schwarz hingegen kein Dauerschach, da der weiße König nach g4 läuft.
2.Sxf7 Dg4??
Die einzige Verteidigung ist wundersam: nach 2...Te6! plante Klaudia 3.Dd5! Sxe4 4.Se5!, worauf wir in der Analyse keine Antwort fanden. Der Computer zeigt jedoch eine: 4...Sg3+!! 5.Txg3 Df5! 6.Tg5 Df1+ 7.Tg1 Txe5! 8.Dxe5 Df3+ mit Dauerschach. Nach 5.Kg2! Txe5 6.Dxe5 Se4+ 7.Kh1 Dg4 8.Tf1 Kh6 erwartet Schwarz aber immer noch eine schwierige Verteidigung.
3.Th3+!
Mit der Idee 3...Dxh3 4.Sg5+.
3...Kg6 4.Tg3
und Weiß gewann.
Somit gingen die Kirchweyher in Führung. Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht sonderlich optimistisch, denn auch Robert und Collin schienen mir zu diesem Zeitpunkt schwierige Stellungen zu haben, während volle Punkte nicht wirklich in Sicht waren.
Gewisse Hoffnung gab es bei Spartak, der gegen GM Petar Genov gut aus der Eröffnung kam, aber die Chance auf größeren Vorteil verpasste und schließlich im etwas angenehmeren Endspiel Druck machte. Der erfahrene Großmeister ließ allerdings nichts anbrennen und steuerte auch diese Partie sicher in den Remishafen.
An Brett zwei musste sich unterdessen Robert seinem Gegner GM Aleksandar Kovacevic geschlagen geben. Er hatte mit Weiß nach der Eröffnung eine äußerst ambitionierte Idee inklusive doppeltem Bauernopfer gewählt, doch sein Gegner entkräftete den Angriff mit einem positionellen Qualitätsopfer und verwertete seinen positionellen Vorteil anschließend gekonnt. Somit lagen wir bereits mit zwei Punkten hinten.
Die gute Nachricht war jedoch, dass Collin aus anfänglich bedenklicher Stellung inzwischen starke Kompensation für einen Minusbauern hatte und, insbesondere bei knapper Zeit, die leichter zu spielende Stellung:
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Angesichts der vielen taktischen Motive ist es kein Wunder, dass beide Seiten in Zeitnot nicht fehlerfrei spielten. Weiß beging den ersten Fehler mit
1.Ta7?,
wonach Collin mit 1...h5! 2.Se3 Ld4 3.Td7 Td2 das Qualitätsopfer 4.Txd4 erzwungen hätte. Stattdessen wählte er die falsche Zugreihenfolge
1...Ld4? 2.Tc7 h5
was die Antwort 3.Dxe4! erlaubt. Die Analyse zeigte, dass Weiß hier nach 3...Txf2 4.Tc8+ Kh7 5.Tc7+ Dauerschach geben kann, denn sowohl 4...Tf8 5.Kh1 Txc8 6.Dxg6 als auch 5...Tf7 6.Kh1 Txc7 7.Sf6+! Kg7 8.Se8+ bringen Schwarz nichts ein. Diese trickreichen Varianten in Zeitnot zu berechnen war jedoch kaum möglich, und Weiß spielte stattdessen
3.Se3?
wonach sowohl 3...Td2 4.Tc4 Da5 5.De1 Tdxf2! als auch das noch direktere 3...Txf2!
4.Txf2 Txe3 gewonnen hätten. Mit nur einer Minute auf der Uhr wählte Collin
4...Db6?
Hier verpasste Weiß die letzte Chance, mit 5.Tc2 Txf2 6.Txf2 Lxe3 7.g3! Dd8 8.Kg2 Lxf2 9.Dxf2 e3 10.Df3 Td2+ 11.Txd2 exd2 12.Dd1 gerade so Remis zu halten. Nach
5.Sxd5?? Lxf2+ 6.Kh1 Txd5
verwertete Collin jedoch problemlos seine Mehrfigur und brachte uns wieder ran.
Somit war es an Gerlef, in der letzten verbliebenen Partie gegen GM Blazimir Kovacevic einen Mannschaftspunkt zu retten. Danach hatte es für mich allerdings lange nicht ausgesehen, schon recht früh wurde in ein Turmendspiel abgewickelt, in dem Gerlef allenfalls leichte praktische Gewinnchancen haben sollte. Doch er setzte seinen Gegner unter Druck, und konnte letztlich seine technische Klasse in einem instruktiven Endspiel unter Beweis stellen!
In der folgenden Stellung stellte er die scheinbare Drohung auf, ins Bauernendspiel abzuwickeln:
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1. Tf4!?
Offensichtlich kann Schwarz nicht auf f4 nehmen, nach 1...Txf4 2.gxf4 Kf6 gewinnen sowohl 3.Kc4 als auch 3.Kd3 leicht.
Aber droht Weiß selbst zu nehmen? Nach dem korrekten 1...Kg6! führt 2.Txb4 tatsächlich nur zum Remis: 2...axb4+ 3.Kc4 Kf5 4.Kd5 Kg5 5.a5 bxa5 6.Kxc5 a4! 7.Kxb4 axb3 8.Kxb3 Kf5 9.Kc3 Ke4 = .
Schwarz sah aber wohl den Übergang ins Bauernendspiel als Drohung, und spielte stattdessen
1...b5?! 2.axb5 Txb5 3.Ta4
Auch dieses Turmendspiel ist noch zu halten, doch angesichts der weißen Drohung Kc4 ist Genauigkeit gefragt. Hier griff der Großmeister jedoch fehl mit
3...Kg6?
Hier ist der König, wie sich in der Partie zeigte, zu weit vom Damenflügel entfernt. Der lehrreiche Unterschied zum korrekten 3...Kf6! zeigt sich nach 4.Kc4 Tb8 5.Txa5 h4! 6.gxh4 Tb4+ 7.Kc3 Txh4 8.Txc5
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8...Ke6! 9.b4 Kd6 10.Kb3 Txh3+ 11.Ka4 Th8!= und Schwarz nimmt gerade rechtzeitig die Frontalverteidigung ein. Auch 3...c4!? hätte wohl noch Remis gehalten.
In der Partie hingegen nach
4.Kc4 Tb8 5.Txa5
verliert die analoge Variante für Schwarz: 5...h4 6.gxh4! Tb4+ 7.Kc3 Txh4 8.Txc5 Kf6 9.b4 Ke6 10.b5 Kd6 11.Tc4 Txh3+ 12.Kb4 und Weiß gewinnt klassisch mittels Brückenbau. Stattdessen folgte
5...Tb4+ 6.Kc3 Te4 7.Txc5 Te3+ 8.Kb4! Txg3 9.h4! Th3 10.Tc4
und Gerlef gewann leicht, indem er seinen b-Bauern Richtung Umwandlung eskortierte. Mit starker Technik rettete er uns also doch noch einen Mannschaftspunkt, mit dem wir sicherlich zufrieden sein müssen.
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